Der Strandpfad der Sinne.

Geologie in der Region Eckelsheim

Die weitere Region um Eckelsheim besteht im Wesentlichen aus Gesteinen, die im Zeitalter des Rotliegend vor rund 290 Millionen Jahren entstanden sind. Es gibt jedoch kein Gestein, welches man als Rotliegend bezeichnet. Der Begriff Rotliegend bezieht sich nämlich auf einen Zeitraum der Erdgeschichte. Das Erdzeitalter Perm am Ende des Erdaltertums (Paläozoikum) besteht aus dem älteren Abschnitt Rotliegend und aus dem jüngeren Abschnitt Zechstein. Gesteine, welche im Rotliegend-Zeitalter gebildet wurden, müssen nicht zwingend rot sein. Viele Sedimente aus diesem Zeitraum haben häufig eine braune bis gelbliche Färbung wie beispielsweise der sogenannte Flonheimer Sandstein. Aber natürlich gibt es auch rote Sedimente aus dieser Zeit. Wieder andere Gesteine aus dem Rotliegend, beispielsweise der basaltähnliche Andesit im Aulheimer Tal oder bei Wendelsheim, weisen eine dunkelgraue bis schwarze Färbung auf, während Rhyolith als quarzreiches magmatisches Gestein rosafarben bis hellbeige gefärbt ist.

Im näheren Umfeld von Eckelsheim überdecken Gesteine aus dem Tertiär, genauer gesagt, aus dem Oligozän (vor etwa 30 Millionen Jahren bis ca. 27 Millionen Jahren) teilweise die Gesteine aus dem Rotliegend-Zeitalter. Diese Lockergesteine des Oligozän sind Verwitterungsprodukte der Gesteine aus dem Rotliegend. Geröll, Kies, Sand und Ton entstanden durch die Dynamik der Meeresbrandung.

Die jüngsten Gesteine stammen aus dem Eiszeitalter (Pleistozän), die im Zeitraum zwischen 2,6 Millionen Jahren und etwa 10 Tausend Jahren in der Region entstanden sind. Während der Kaltzeiten wurde staubfeines Material aus den weitgehend trockenen Überflutungsebenen der Flüsse ( z.B. Rhein und Nahe) im Laufe von Sturmphasen ausgeweht und als Löss in weiten Teilen der Landschaft abgelagert. Im Wechsel von Eis- zu Warmzeiten (Klimawandel!) schnitten sich Bäche und Flüsse in den Untergrund ein und räumten die Täler aus. In diesem Zusammenhang entstand das heutige Landschaftsbild der Region. Abschwemm-Massen entstanden vielfach im Eiszeitalter bis hin zur Gegenwart. Nahezu jedes stärkere Unwetter spült Lockermaterial aus höher gelegenen Bereichen in die Senken.

 

Geologie zum Anfassen

Strandpfad-RhyolithDie rauen Felsen auf dem Rundweg der Station 2 bestehen aus Rhyolith, einem magmatischen Gestein, welches im Rotliegend-Zeitalter vor rund 290 Millionen Jahren als glühende Gesteinsschmelze entstanden ist. Nach der Abkühlung der Lava waren die Felsen im Zeitraum des Erdmittelalters (Mesozoikum) der Verwitterung ausgesetzt. Rhyolith-Verwitterungsschutt ist rau und kantig, - eben so, wie sich die Felsen der Station 2 anfühlen.

Die großen Rhyolithgerölle entstanden aus Verwitterungsschutt, der durch die Brandungsenergie der Sturmwellen vor etwa 30 Millionen Jahren an der Küste der Steigerberg-Insel rundgeschliffen wurde. Viele der Gerölle haben durch den gegenseitigen Abrieb eine glatte Oberfläche, manche sind fast poliert. Man könnte sagen, sie sind versteinerte Wellenenergie.

Die Körner der Strandsande sind im Wesentlichen wenig gerundet. Die Sandkörner wurden vor ca. 30 Millionen Jahren während der Sturm- und Orkanphasen von den Wellen aufgewirbelt und befanden sich vielfach in Schwebe, sodass der Abrieb nicht so stark war wie bei Geröllen und Kies. Besonders gut fühlt man die Sandkörner auf der Oberfläche der Sandsteine aus Strandsand, welche durch Verkittung mit Kalk im Grundwasserbereich entstanden sind.

Die Oberfläche glattgeschliffener Rhyolithfelsen kann man an Station 6 anfassen. Sie entsprechen der Kliffoberfläche, die in den Jahren 1998 bis 2003 freigelegt war. Kies und Gerölle wurden vor etwa 30 Millionen Jahren von der Brandung über die Felsoberfläche gespült, wobei Rinnen und kleine Strudellöcher in das Gestein gefräst wurden. Auch diese Strukturen könnte man als versteinerte Energie bezeichnen.

 

Geologie des Steigerberges - Steckbrief

vor ca.
290 Millionen Jahren
Zeitalter Rotliegend: Ein Lavastrom aus Rhyolith-Gesteinsschmelze bewegt sich aus Richtung Neu-Bamberg bis zum heutigen Steigerberg.
Keine
Dokumente
Erdmittelalter: Verwitterung und teilweise Abtragung des Gesteins: Der ehemals zusammenhängende Lavastrom wird in mehrere, von Tälern isolierte, große Monolithe zerlegt, die von einer Hülle aus Verwitterungsschutt überdeckt wird.
vor ca.
30 Millionen
Jahren
Zeitalter Tertiär: Das Meer dringt in das Mainzer Becken ein und überflutet die ehemaligen Täler. Die isolierten Rhyolith-Blöcke werden zu Inseln. Es ist ein subtropisches Meer mit einer großen Vielzahl an Meerestieren (Haie, Rochen, Knochenfische, Seekühe, Seepocken, Muscheln, Schnecken usw.). Die Brandung wirbelt an der Küste Sand und Kies auf und bearbeitet die Felsen. Es entsteht ein Kliff mit einer Fülle von Brandungsspuren. Wegen des fortschreitenden Meeresspiegelanstieges werden die Inseln und Küstenzonen überflutet. Sedimenteinträge vom Land ins Meer füllen die Meeresbecken auf und ebnen die Landschaft ein.

Ereignisse der jüngeren Erdgeschichte, die sich in der Gesteinsabfolge des übrigen Mainzer Beckens widerspiegeln, aber hier, im Westteil des Beckens, aufgrund fehlender Indizien nicht nachweisbar sind:

vor ca.
26 Millionen
Jahren
Meeresrückzug aus dem Mainzer Becken
vor ca.
25 Millionen
Jahren
Erneute Meeresüberflutung, Kalkwatt-Sedimente. Die Gesteine der Plateauberge enstehen.
vor ca.
20 Millionen
Jahren
Entgültiger Rückzug des Meeres aus dem Mainzer Becken; einsetzende Verwitterung und Abtragung.

seit ca.
2,6 Millionen
Jahren
Zeitalter Quartär: Ablagerungen von Löss während der Eiszeiten, Einschneiden der Bäche in den Untergrund, Ausräumung der Täler und Entstehung der gegenwärtigen Landschaft.